Ohlsdorfer Friedensfest - 80 JAHRE. LANGE SCHATTEN.
19.07. – 04.08.2025
Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Str. 756, Bombenopfer
Was ist das Ohlsdorfer Friedensfest?
Im Jahr 1933 wurden die Nationalsozialisten von der deutschen Bevölkerung mehrheitlich gewählt. Das von ihr befürwortete NS-System führte in den Zweiten Weltkrieg mit einer für Hamburgerinnen und Hamburger bis dahin unvorstellbaren, entsetzlichen Kriegshölle im Juli und August 1943.
Diese historischen Ereignisse können kein Fest begründen - gefeiert wird die Befreiung vom Nationalsozialismus. Es ist zugleich ein Bekenntnis zu den heute geltenden demokratischen Werten, insbesondere der Anerkennung der Würde des Menschen. Werte, die das damalige NS-Regime permanent verletzte.
Hintergrund - Rechtsradikale marschierten in den 2000er Jahren an den Gräbern der Bombenopfer auf. Sie nutzen die sommerlichen Jahrestage der Bombennächte für diffamierende Kundgebungen. Daraufhin bildete sich das „Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest“, das mit dem Friedensfest seit Sommer 2009 durch Präsenz und konstruktiven Gegenentwurf diesen Versuchen der Umdeutung der Geschichte entgegentritt.
80 Jahre. Lange Schatten - Das Ohlsdorfer Friedensfest, 80 Jahre nach Kriegsende, dauert vom 19.7. bis 3.8.2025 und bietet 16 Veranstaltungen zum Gedenken mit Vorträgen, musikalischen Beiträgen und Führungen. Unter dem Titel „80 Jahre. Lange Schatten“ schauen wir mit Gästen und Publikum auf die Brüche und Kontinuitäten nach 1945.
Programm
Abgelaufen:
19.7. Eröffnung durch Staatsrat a.D. Pastor Hans-Peter Strenge; AXENSPRUNG Theater: Stunde Null? Deutschland zwischen Abgrund und Aufbruch.
20.7. Gottesdienst unter freiem Himmel + Demokratische Verantwortung ist nicht neutral! + Kranzniederlegung am Grab der “Valvo-Frauen”
Frauen in den Bäumen: Frauen beim Wiederaufbau eines demokratischen Gesellschaftssystems + Sie haben überlebt. Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und deren Kinder.
26. Juli - Kriegsende 1945 in Hamburg-Nord und der Todesmarsch von Fuhlsbüttel nach Kiel
+ Die Nichtbefreiten. Die Situation in der Bewahranstalt Hamburg-Farmsen nach der Befreiung vom Nationalsozialismus.
27. Juli - Zwei widerständige Schwestern + Helene Sonnemanns “Leben ohne Unfall” - Aber: Sie tötete eigenhändig mindestens zwölf Kinder mit Behinderung. Musik von Sascha.
Mittwoch, 30. Juli
Veranstaltungsort: Friedenszelt, Bombenopfermahnmal (Bo 66)
14.00 - Friedenstüchtig!
Begegnungscafé ehemals NS-Verfolgter. Musikalischer Gast: Kai Degenhardt.
Sonnabend, 2. August
Veranstaltungsort: Friedenszelt, Bombenopfermahnmal (Bo 66)
12:30 - Vortrag von Hans-Peter de Lorent: Goebbels Schatten
Der Tatsachenroman „Goebbels‘ Schatten“ von Hans-Peter de Lorent erzählt vom NS-Propagandisten Werner Naumann, der nach Hitlers Tod untertaucht und versucht, alte Nazis für ein politisches Comeback in der Bundesrepublik zu mobilisieren. Kurz vor dem Einzug in den Bundestag wird er gestoppt. Parallelen zur heutigen Entwicklung sind unübersehbar.
14:00 - Szenische Darbietung. Überleben in der Trümmerstadt: Zur Praxis der Entnazifizierung und Wiedergutmachung
In sechs Szenen werden die Entnazifizierung, Wiedergutmachung und die Schuldfrage thematisiert. Mit Till Huster, Albrecht Ganskopf und Herma Koehn. Texte und Moderation: Dr. Rita Bake.
Sonntag, 3. August
Veranstaltungsort: Friedenszelt, Bombenopfermahnmal (Bo 66)
14:00 - Kurt Tucholsky - „Goldenes Herz und eiserne Schnauze“
Kurt Tucholsky war schon in jungen Jahren ein erfolgreicher Autor und schreib zahlreiche Artikel für die "Weltbühne", deren Herausgeber er wurde. Sein bekanntester Roman, Schloss Gripsholm, erschien 1931. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er ausgebürgert, seine Werke verbrannt. 1935 nahm er sich das Leben. Die Schriftstellerin Susanne Bienwald stellt einen vielfältig begabten Autor vor, der an seiner Zeit verzweifelte.
15:00 - Kriegsverweigerung. Poesie und Musik.
Der Titel "Zum ewigen Frieden" von Immanuel Kant (1795) stammte von einem Wirtshausschild, auf dem ein Friedhof aufgemalt war. Wie passend als Motto für eine Abschlussveranstaltung auf dem Ohlsdorfer Friedhof - neben den Massengräbern der Kriegsopfer. Konrad Singer (Konzept, Texte) und Jan See (Musik) präsentieren Poesie und Musik zu Kriegsverweigerung und Pazifismus. Dauer 60 Min.
